Schloss Schönwörth, Niederbreitenbach (Tirol)

Nach Ambras im vorigen Post geht es auch heute wieder um ein Tiroler Schloss, wenn auch um eines, das wesentlich kleiner und weniger spektakulär ist. Streng genommen haben wir es bei derAnlage in Niederbreitenbach auch gar nicht mit einem Schloss zu tun – die Bezeichnung wurde erst im späten 19. Jahrhundert eingeführt, nachdem 1886 der russische Adelige Alexander Wladimirowitsch Fürst Baratinsky das Gebäude erworben hatte und seinem neuen Domizil auf diese Art einen etwas prestigereicheren Anstrich zu geben hoffte. Im Grunde handelt es sich „nur“ um einen Ansitz, in Form eines mittelalterlichen Wohnturms mit Nebengebäuden.

Der Turm wurde erstmals 1448 urkundlich erwähnt, dürfte aber um einiges älter sein: Im Kern stammt er vermutlich aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Nach außen präsentiert sich die Anlage ganz so, wie man sich eine mittelalterliche Kleinburg vorstellt: Ein hoher, wuchtiger Turm mit spitzem Schopfwalmdach, Erker mit eisernen Fenstergittern, zinnenbekrönte Umfassungsmauern.

Wenn ein Bau allerdings so sehr unseren Klischeebildern vom Mittelalter entspricht, liegt in der Regel der Verdacht nahe, dass eine romantisierende Restaurierung des 19. Jahrhunderts vorliegt, und genau das ist auch bei Schloss Schönwörth der Fall: Seine heutige Gestalt verdankt das Bauwerk den Um- und Zubauten, die der schon genannte Fürst Baratinsky vornehmen ließ. Die Art, wie der im unteren Bereich durch Vor- und Rücksprünge zergliederte Baukörper zur kompakten Masse des Turms hin ansteigt, entspricht ganz dem Geschmack jener Zeit und vermag auch heute durchaus noch zu beeindrucken und zu gefallen, auch wenn sie in der vorliegenden Form vielleicht nicht unbedingt als authentisch mittelalterlich gelten kann.

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2 Antworten zu Schloss Schönwörth, Niederbreitenbach (Tirol)

  1. Stephan Cornides schreibt:

    Schloss Schönwörth hieß nie Scharfstetter Thurn. Dieser befand sich in Unterlangkampfen, wie sich in der Chronik der Gemeinde Langkampfen (siehe unten) nachlesen lässt
    siehe:
    http://www.langkampfen.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=225003197&detailonr=225003195

    …“Nahe des Bachdammes im südöstlichen Teil des Dorfes“ (Unterlangkampfen) „ist das Thunereranwesen „Beim Thurn“. Der Bau war früher (vor 1938) noch um ein Stockwerk höher, aus Bachsteinen aufgebaut, die Mauern sehr dick und außen nicht verputzt. Im Mittelalter war das Gebäude der Sitz des freundbergischen Ritters, später der des Geschlechts der Scharfstetter. Es diente in der Folgezeit als Zehentturm der Scharfstetter. 1787 muss der Thurn mit einigen Feldern in bäuerlichem Besitz gewesen sein, da der „Scharfstetter Thurn“ in diesem Jahr bei der Pfarrkirche Unterlangkampfen zehentpflichtig angeführt wird….“

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