Umzugsnotiz

Das ehm. Franz Josephs-Tor in Wien (Außenansicht), 1897
[Bildquelle: Österreichische Nationalbibliothek/ANNO]

Zum Jahresende eine gute und eine vielleicht weniger gute Nachricht. Zuerst die weniger gute: Ich habe beschlossen, den Baudenkmäler-Blog einzustellen. Die Seite bleibt als Archiv natürlich weiterhin online, es wird hier aber keine neuen Einträge mehr geben.

Ich habe aber – und das ist die gute Nachricht – nicht vor, deshalb das Bloggen aufzugeben, ich bin nur an eine neue Adresse umgezogen: Man findet mich jetzt auf der neuen Seite Denkmäler & Denkwürdigkeiten.

Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, da mir der Baudenkmäler-Blog in den letzten acht Jahren doch sehr ans Herz gewachsen ist. Gleichzeitig muss ich aber sagen, dass er mir sowohl von der geographischen als auch von der thematischen Beschränkung her mittlerweile zu eng geworden ist. Der neue Blog soll daher inhaltlich eine etwas größere Bandbreite abdecken. Das ‚architektonische Erbe‘ auf dem Gebiet des heutigen Österreichs wird natürlich auch dort eine zentrale Rolle spielen, daneben wird es aber immer wieder Abschweifungen in andere Länder, aber auch in andere Bereiche der Kulturgeschichte, etwa Musik und Literatur oder Malerei und Skulptur, geben.

Es gibt im neuen Blog auch schon einen ersten Beitrag: Er behandelt das zerstörte Franz Josephs-Tor in Wien, denn welches Bauwerk eignet sich besser für einen Neubeginn als ein Portal?

 

 

 

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Batthyány-Gruft, Güssing (Burgenland)

Die Batthyány-Gruft in bzw. unter der Güssinger Franziskanerkirche gilt als die – nach der Wiener Kapuzinergruft – zweitgrößte private Gruft Österreichs. Das alte ungarische Adelsgeschlecht der Batthyány bekam 1524 Burg und Herrschaft Güssing verliehen und war in den nachfolgenden Jahrhunderten neben den Eszterházy die politisch und kulturell bedeutendste Familie im Gebiet des heutigen Burgenlandes.

1648 stiftete Graf Adam Batthyány das Güssinger Franziskanerkloster und ließ bei dieser Gelegenheit auch gleich eine Familiengruft unter der Klosterkirche anlegen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die unterirdische Begräbnisstätte nur über Leitern durch ein Loch im Kirchenfußboden zugänglich. Ein schwerer steinerner Deckel verschloss die Öffnung und musste bei Bedarf mühsam angehoben werden. Erst als Fürst Philipp und Graf Johann Nepomuk Batthyány die Gruft 1830 renovieren und erweitern ließen, wurde ein neuer bequemerer Zugang geschaffen: An der Außenwand der Kirche wurde ein kleiner, aber doch repräsentativer Portalvorbau angelegt, von dem aus eine Treppe mit 24 Stufen in die Tiefe führt.

Wie für die Zeit des Biedermeier typisch, ist der Portalvorbau in klassizistischem Stil gestaltet und mit seinem flachen Giebeldach lose an antike Tempelarchitektur angelehnt. Das eigentliche Portal ist durch eine pylonenformige Rahmung hervorgehoben und gemahnt damit mehr an die Architektur des Alten Ägypten. Am Türsturz erinnert eine vierzeilige lateinische Inschrift an die Anlage und die Erneuerung der Gruft: Sie nennt die Namen der jeweiligen Bauherren und – in Form von Chronogrammen – die Jahreszahlen 1648 und 1830.

Darüber ziert, zwischen zwei reliefierten Wappenschilden, eine vollplastische Figurengruppe die Fassade. In der Mitte erblickt man eine Urne, die von einer Schlange umschlungen wird. Sie ist vermutlich als Symbol der Ewigkeit zu deuten. Links davon sitzt auf einem Sockel ein geflügelter Genius mit zum Boden gesenkter, verlöschender Fackel in der Hand – eine der antiken Tradition entstammende Symbolfigur von Trauer und Tod. Rechts hingegen eine weibliche Figur mit Kranz und Kreuz in Händen sowie mit strahlenbekröntem Haupt – wohl die Personifikation des christlichen Glaubens, die hier Erlösungshoffnung und Glauben an das Ewige Leben versinnbildlicht. Gemeinsam ist diesen Motiven und Figuren, dass man sie in jener Zeit auch auf als Grabschmuck findet. Ähnliche Skulpturen sind etwa noch am St. Marxer Friedhof in Wien erhalten. Für die zeitgenössischen Betrachterinnen und Betrachter boten sie also einen eindeutigen Hinweis, wozu der kleine Anbau an der Güssinger Franziskanerirche diente.

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Kitting, Gerersdorf bei Güssing (Burgenland)

Jetzt, wo allmählich der Herbst ins Land zieht, ist vielleicht eine gute Zeit, ein Gebäude vorzustellen, das ursprünglich dazu diente, Lebensmittelvorräte aufzubewahren. Die sogenannten Kittinge sind für das Südburgenland typische Speicherbauten, die meist freistehend neben den Bauernhäusern angelegt wurden. Das vermutlich am besten erhaltene Beispiel eines solchen Bauwerks findet man heute im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf bei Güssing. Ursprünglich stand es in Unterschützen (Bezirk Oberwart), wo sich noch eine Reihe weiterer Exemplare aus dem 18. Jahrhundert erhalten haben.

Der 1979/80 ins Museum übertragene Kitting wurde 1765 errichtet – sowohl im Giebelfeld als auch an der Seitenwand ist deutlich sichtbar die entsprechende Jahreszahl angebracht. Er zeigt noch ganz die ursprüngliche Gestalt bis hin zum traditionellen Strohdach. Diese heute nur noch selten erhaltenen Dächer wurden in der Regel so aufgesetzt, dass sie im Brandfall als Ganzes heruntergezogen werden konnten.

Auch wenn man es ihnen nicht auf den ersten Blick ansieht, sind Kittinge eigentlich hölzerne Blockbauten. Allerdings sind die Wände innen wie außen mit Lehm überzogen – oder, um ein anderes Wort zu verwenden, verkittet. Von diesem Lehmkitt leitet sich denn auch der traditionelle Name des Bautyps her. Damit dieser Verputz ordentlich hält, wurden hunderte Holznägel in das Blockwerk eingeschlagen.

Der Lehmputz diente einem ganz praktischen Zweck, nämlich der Isolierung. Er hat aber auch einen kuriosen ästhetischen Effekt, denn er erzeugt weiche, fließende Oberflächen und Linien. So scheint dieser traditionelle landwirtschaftliche Nutzbau fast gewisse Tendenzen der modernen organischen Architektur vorwegzunehmen.

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